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Gehirntraining
Welche Idee steckt dahinter?
Wie in einem weiteren Blogeintrag zur Frage Warum wir unser Gehirn trainieren sollten, bereits diskutiert wurde, ist die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns im Laufe des Lebens nicht stabil. Insbesondere im Altersgang kommt es durch den Verlust von Neuronen und Synapsen zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Leistung. Die Idee von Gehirntraining ist, dass ähnlich wie im Krafttraining dem Muskelverlust, durch das Gehirntraining dem Verlust der kognitiven Leistung entgegengewirkt werden kann. Bis ins hohe Alter soll so die kognitive Leistungsfähigkeit aufrechterhalten werden.
computerbasiertes
Gehirntraining
Welchen Ansatz verfolgt es?
Computerbasierte Gehirntrainings umfassen alle Trainingsinhalte, die entweder am Computer oder Laptop, aber auch an mobilen Endgeräten wie Tablet oder Handy durchgeführt werden können. In den letzten Jahren ist die Anzahl an computerbasierten Programmen und Apps für ein Training des Gehirns stark gestiegen. Wenn über Gehirntraining gesprochen wird, ist jedoch meist kognitives Training gemeint. Auf dem Bildschirm werden kognitive Aufgaben präsentiert, die über Eingaben am Bildschirm oder der Tastatur gelöst werden müssen. Der kognitive Anspruch dieser Aufgaben ist hoch wohingegen die Beteiligung der Motorik meist minimal ist und sich auf einen Tastendruck auf der Tastatur oder am Bildschirm beschränkt.
Die Argumentation computerbasierten Trainings basiert auf dem erwiesenen Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten und beispielsweise der schulischen Leistung, Erfolg im Beruf oder Sport sowie Gesundheit im Altersgang. Die Kausalität wird folgendermaßen hergestellt: Wenn bestimmte kognitive Fähigkeiten mit der Leistung und Gesundheit in Zusammenhang stehen, dann sollte ein Training und eine damit einhergehende Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten auch die Leistung und Gesundheit in der jeweiligen Zielgruppe steigern. Steht die Selbstständigkeit im Alltag z.B. in Zusammenhang mit der Merkfähigkeit, sollte eine Verbesserung der Merkfähigkeit durch computerbasiertes Training die Selbstständigkeit im Alltag erhöhen.
Entsprechend bieten computerbasierte Gehirntrainings eine Vielzahl von Übungen bzw. Spielen, um kognitive Fähigkeiten wie die Aufmerksamkeit, Problemlösung, Entscheidungsfähigkeit oder kognitive Flexibilität zu trainieren. Durch die standardisierten Bedingungen können kognitive Fähigkeiten sehr spezifisch trainiert werden. In der Tat kommt es durch das Training zu einer Verbesserung der Leistung in der trainieren Aufgabe selbst bzw. Aufgaben, die gleiche oder ähnliche kognitive Fähigkeiten beinhalten. Man spricht hier auch von near-transfer (die Anforderung im Test/in der Anwendung ist der trainierten Fähigkeit identisch/sehr ähnlich). Die Hauptkritik am computerbasierten Training ist jedoch der Transfer vom Training in die praktische Anwendung z.B. in der Schule, im Sport, im Beruf oder im Alltag. Man spricht hier auch von far-transfer (die Anforderung im Test/in der Anwendung ist von der trainierten Fähigkeit weit entfernt). Während ein computerbasiertes Training die Leistung in der trainierten Aufgabe verbessert, wird der Transfer in den Alltag von der Wissenschaft stark in Zweifel gezogen.
Training und Transfer
Mehrwert für den Alltag
Der Transfer in den Alltag ist eine entscheidende Komponente jedes Trainings. Nur wenn das Training die Leistung oder Gesundheit in der realen Anwendung verbessert, kann es gerechtfertigt werden. Die den bekanntesten wissenschaftlichen Theorien zum Transfer gehört die die „identical elements theory“. Diese Theorie geht davon aus, dass der Transfer umso besser ist, je stärker die Elemente der Trainingsaufgabe mit den Anforderungen in der tatsächlichen Anwendung (im Alltag, Sport, Beruf, …) übereinstimmen. Da die Anforderungen zwischen Training und Anwendung ähnlich sind, können die trainierten Fähigkeiten besser vom Training in die Anwendung übertragen, also transferiert werden.
Ansätze, um den Zusammenhang zwischen Training und praktischer Anwendung und damit den erwarteten Transfer zu beschreiben sind die stimulus-correspondence und task correspondence. Stimulus-correspondence meint den Grad, zu dem der Stimulus in der kognitiven Trainingsaufgabe mit dem Stimulus in der realen Anwendung übereinstimmt. Analog beschreibt die task-correspondence die Übereinstimmung in der motorischen Anforderung zwischen Training und Anwendung. Übertragen auf computerbasiertes Gehirntraining verdeutlicht dies, dass ein Training am Computer, Handy oder Tablet sowohl eine geringe stimulus-correspondence als auch task-correspondence aufweist. Entsprechend der identical elements theory bietet dies einen Erklärungsansatz dafür, dass computerbasierte Gehirntrainings zwar die Leistung in der trainierten Aufgabe verbessern, der Transfer in die praktische Anwendung aber häufig ausbleibt.
Vor allem die fehlende task-correspondence stellt wahrscheinlich einen entscheidenden Faktor für den fehlenden Transfer des Computertrainings in die Praxis dar. In realen Situationen im Alltag oder Sport sind kognitive Fähigkeiten häufig mit komplexen motorischen Aufgaben, wie Gehen, Laufen oder Gleichgewichtskontrolle verbunden. Diese Form der Motorik beansprucht neuronale Ressourcen, die mit der kognitiven Aufgabe interferieren. Man nennt dies auch cognitive-motor interference. Die Leistungsfähigkeit hängt daher von der Interaktion motorischer und kognitiver Prozesse ab. Diese Interaktion kann durch die sehr einfache Motorik am Computer, Handy oder Tablet nicht abgebildet werden. Motor-kognitives Training wurde entwickelt, um die Limitationen des computerbasierten Gehirntrainings zu adressieren. In dieser Trainingsform werden kognitive und motorische Aufgaben miteinander gekoppelt, um eine bessere Abbildung der realen Anwendung und damit einen besseren Transfer aus dem Training in die Praxis zu erreichen. Tatsächlich unterstreichen aktuelle Studien die höhere Effektivität des motor-kognitivem Trainings im Vergleich zu „klassischen“ computerbasierten Ansätzen. Das VIKOMOTORIK Konzept des SKILLCOURT hat das motor-kognitive Training weiterentwickelt und um die visuelle Komponente als wichtigen Bestandteil der Interaktion mit der Umwelt erweitert.
Der Kompromiss im
Gehirntraining
zwischen Spezifität und ökologischer Validät
Aus den Ausführungen zu Training und Transfer könnte man ableiten, dass jedwede Form des Trainings nur in realen Umgebungen durchgeführt werden sollte. Dies hätte eine hohe sogenannte ökologische Validität, da es die reale Situation bestmöglich widerspiegelt. Ökologisch valide Situationen sind jedoch häufig sehr komplex und viele Faktoren können die Leistung und daher auch das Training beeinflussen. Es ist daher nicht immer klar zu identifizieren, ob tatsächlich die Fähigkeit trainiert wird, die trainiert werden soll. Zudem sind die Variationsmöglichkeiten begrenzt, da z.B. Situationen auf dem Platz nur bis zu einem gewissen Grad geändert werden können.
Umgekehrt ist beispielsweise computerbasiertes Training sehr spezifisch. Durch die standardisierten Bedingungen kann sehr genau definiert werden, welche kognitive Fähigkeit durch ein Training angesprochen wird. Wie bereits beschrieben besteht die Problematik jedoch im Transfer. Leistungsverbesserungen im Training werden nicht in die reale Anwendung übertragen.
VIKOMOTORIK Training auf dem SKILLCOURT verfolgt das Ziel, Trainingsschwerpunkte auf visuelle, kognitive und motorische Fähigkeiten zu legen, dabei aber gleichzeitig alle Bereiche während des Trainings zu fordern. Auch vermeintlich einfache und Stationäre Aufgaben erfordern beispielsweise Gleichgewichtskontrolle und stellen damit deutlich höhere Anforderungen an die Motorik als im computerbasierten Training. Dieser Kompromiss zwischen Spezifität und ökologischer Validität, soll den Trainingserfolg sowie den Übertrag in die praktische Anwendung optimieren.
Zusammenfassung
Warum computerbasiertes Gehirntraining häufig nicht funktioniert
Der Verlust an kognitiven Fähigkeiten im Altersgang begründet die Nutzung von spezifischen Trainingsansätzen für das Gehirn, um dem Leistungsverlust entgegenzuwirken. Computerbasierte Trainings verfolgen dieses Ziel, verbessern allerdings häufig nur die Leistung in der trainierten Aufgabe. Ein Transfer in die praktische Anwendung in Alltag, Sport oder Beruf bleibt aus. Eine mögliche Ursache ist die fehlende Übereinstimmung zwischen der Trainingsaufgabe und der praktischen Anwendung insbesondere im Bereich der Motorik. Motor-kognitive Verfahren wie das VIKOMOTORIK-Training bieten die Möglichkeit eines effektiveren Gehirntrainings im Vergleich zu computergestützten verfahren.
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